Ausstellung mit Bildern von Christine Kriegerowski vom 20.7. bis 17.8.2018, Kunstraum Reuter, Reuterstraße 82, Berlin Neukölln
Ausschnitt aus der Rede von Vali Djordjevic zur Eröffnung der Ausstellung: CK hat sich der Sonnenallee auf verschiedene Arten genähert – über Spaziergänge (mit Übersetzer, um die arabischen
Schilder zu verstehen), Fotos, Urban Sketching. Ihre Bilder zeigen Gefundenes – „Ich denke mir nie was aus!“ meint sie. Sie sammelt die kleinen ungewöhnlichen Momente der Welt, die sie umgibt. Und die sind merkwürdig genug.
Thematisch und formal bewegt sich CK zwischen Fiktion und Dokumentarismus. Vor allem beim (angesagten) Urban Sketching ist das schön zu sehen. Es geht dabei um das Zeichnen vor Ort. Die Bilder, die dabei entstehen, sind auch eine Gelegenheit, mit den Menschen, deren Umgebung man zeichnet, ins Gespräch zu kommen, sich Geschichten erzählen zu lassen, die wiederum einfließen in die Arbeit.
Wer ihr auf der Sonnenallee immer wieder begegnet ist, ist die ägyptische Sängerin Umkalthum. Sie ist, was die Berühmtheit betrifft, in der arabischen Welt so etwas wie Maria Callas oder die Beatles in einem. Sie starb 1975 in Kairo, aber auf der Sonnenallee sind immer noch Imbisse, Cafés, Bäckereien nach ihr benannt. Umkalthum verzauberte ihr Publikum mit Liedern von Liebe, in die sie aber durchaus auch politische Statements verpacken konnte. Sie gilt immer noch als die Stimme der arabischen Welt.
Und sie ist auch ein Beispiel dafür, wie unsere kulturellen Konstrukte für unser Leben wichtiger sein können als die sogenannte Wirklichkeit.
CK stellt sich Umkalthum auf der Sonnenallee vor. Gekleidet im Trenchcoat und mit ihrer famosen Sonnenbrille schlendert sie zwischen den Geschäften, die ihren Namen tragen, und den anderen Orten, die von Sehnsucht sprechen: das Reisebüro Heimat (Al-Watan), die Konditorei Damaskus oder die Sonnen-Apotheke von Mohammed El Azouzi.
Man könnte sagen, eine Stadt ist nichts anderes als ein Haufen von Geschichten. Hinter jedem Ladenschild lauert eine Geschichte, die es wert ist, erzählt und gehört zu werden. Der neugierig-verspielte Blick der Künstlerin auf unsere alltägliche Umgebung inspiriert hoffentlich auch Sie/Euch, ein bisschen bewusster durch die Straßen zu gehen.